Sturzflut 21./22.07.2007 im Landkreis Erlangen-Höchstadt
(besonders betroffen Baiersdorf und Bubenreuth)
Am Abend des 21. Juli 2007 kündigte sich in Nordbayern ein Unwetter durch starke Sturmböen und Regenfällen an, die sich im weiteren Verlauf zu einem Starkregen entwickelten. Das Ausmaß der Niederschläge stuften Meteorologen später als ‚Sturzflut’ ein. Punktuell sei eine Wassermenge von rund 250 Litern pro Quadratmeter gemessen worden. „Was da in der Nacht vom Himmel kam, hat es in den vergangenen 100 Jahren in der Region nicht gegeben“ sagte der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf.
Aus Bächen wurden schnell reißende Flüsse, die über die Ufer traten, Verbindungsstrassen unpassierbar machten und mit rasender Geschwindigkeit auf Ortschaften zu strömten. Bis Mitternacht waren über 2.000 Häuser und Firmengebäude von den Fluten überschwemmt, darunter auch etliche in Bubenreuth. Die Autobahn A73 Nürnberg – Bamberg war zu dem Zeitpunkt von mehr als 1,50 Metern Wasser überflutet und mindestens 200 Autos blieben stecken. Die Autoinsassen saßen in ihren Fahrzeugen fest und mussten sich teilweise auf das Autodach retten.
In den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Forchheim wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Helfer der Feuerwehren, des Technischen Hilfswerkes, des ASB, des Bayerischen Roten Kreuzes, der DLRG und anderen Hilfsorganisationen waren im Einsatz. Recht schnell wurde jedoch erkannt, dass die Helfer der betroffenen Landkreise der Lage alleine nicht Herr werden konnten. Dies führte zur Alarmierung weiterer Hilfskräfte aus dem gesamten nordbayerischen Raum.
In den Tagen danach wurden die katastrophalen Verwüstungen sichtbar, die das Unwetter bei vielen Menschen hinterlassen hat. Der Schock saß tief bei den vielen tausend betroffenen Familien, bei Firmen und Gemeinden. Viele Freiwillige der genannten Hilfsorganisationen unterstützten unmittelbar nach der Katastrophe die betroffenen Familien bei der Beseitigung des entstandenen Unrats. Für die vielen Helfer, die annähernd 24 Stunden vor Ort waren, war bereits am Tag der Katastrophe der Bubenreuther Pfarrer Thomas Teuchgräber mit Verpflegung zur Stelle.
Kein Mensch hat im Ernst damit gerechnet, dass dieser hochwasserfreie Landstrich derart überflutet wird, weshalb nur wenige eine entsprechende Versicherung abgeschlossen haben. Viele betroffene Familien wie auch kleine und mittelständische Unternehmen standen nach dem Verlust ihres Hab und Guts vor dem finanziellen Ruin. Der Schaden je betroffenem Haus wurde von den Behörden auf mindesten 20.000 Euro geschätzt und rund 98% der betroffenen Haushalte hatten keine entsprechende Elementar-Versicherung, die derartige Schäden ausgleichen würde.
Das plötzliche Eindringen des Wassers hat schmerzliche Eindrücke bei den meisten Betroffenen hinterlassen. Darüber hinaus waren viele Menschen in der Region auf materielle Zuwendungen, wie Haushaltsgeräte oder Kleidung, und finanzielle Spenden angewiesen, um die gröbsten Schäden beheben zu können. Ortsansässige Firmen, wie Siemens und Sparkasse, stellten spontan Geldbeträge für die betroffenen Familien zur Verfügung und gewährten für Betroffene wie für Helfer bezahlten Sonderurlaub.
Ein betroffener Bubenreuther Bürger beschrieb das Ereignis und seine Hilflosigkeit in der Stunden als das Wasser kam: „Als das Licht aufgrund des Stromausfalls ausging, schaute ich vor das Haus. Dort schoss ein Fluss von gut einem Meter Tiefe vorbei. Kurz darauf hörte ich ein lautes Krachen, als die Wassermassen die Kellertüre aus ihrer Verankerung rissen, und das Klirren von Glas, als die Kellerfenster brachen. In dessen Folge wurden in wenigen Minuten 120 qm Keller bis zur Decke mit schlammigem Wasser geflutet. Dabei kippten die Schränke ihren kompletten Inhalt zu Boden und bildeten mit dem Schlamm eine breiige Masse. Teppichböden, Holzverkleidungen, Möbel und Mauerwerk wurden durch das Wasser vollständig durchtränkt.